Kategorie: Lernkultur
Erstellt von: Helmut
Die Leitmedien unseres Landes (Österreich) verkünden uns, dass gegenwärtig um die Schule "gestritten" werde. So also ist das.
Als Kind wurde mir beigebracht, dass "Streit" nur dann aufkommen könne, wenn der Weg der Vernunft verlassen und der Weg des Kräftemessens eingeschlagen wird. Beim Streit geht also darum, dass der Stärkere (und vielleicht auch Skrupellosere) den Sieg davonträgt, nicht der Klügere.
Damals, in meiner Kindheit, (zu einer Zeit also, als noch der größte Krieg der Geschichte tobte und Europa in Schutt und Asche lag) lehrte man die Jugend, dass "Streit" von Unreife und Unvernunft zeugte.
In den Medien (das waren Zeitungen und der Rundfunk) las oder hörte man das Wort Streit so gut wie nie, in Nachrichtensendungen schon gar nicht, außer es handelte sich um Händel zwischen Nachbarn, in manchen Familien oder unter Jugendlichen. In der Politik gab es keinen Streit, sondern Verhandlungen, vielleicht Auseinandersetzungen, Verhandlungen und "Sondierungen" etc.. Politiker schienen irgendwie über Streit erhaben.
Heutzutage wird fast täglich über Streit, vor allem in der Politik berichtet. Und heutzutage streiten politische Parteien also auch um "die Schule" - ist das nicht seltsam? Eine Institution, die den Nachwuchs zu "verantwortungsbewussten Gliedern der Gesellschaft bilden" sollte, ist zum Zankapfel unter "gewählten Vertretern" des Volkes geworden.
Heißt das nicht, dass diese Vertreter den Weg der Vernunft verlassen und den Weg des Streits - des Kräftemessens - gewählt haben?

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Erstellt von: Helmut

Teil 3: Pädagogische Leitlinien


In diesem Teil werden die Aufgaben und Grenzen der verschiedenen Aktivitäten zur Erziehung, zum Erwerb von Bildung und Ausbildung als kompakte Übersicht behandelt. Die hier dargelegten Betrachtungen sollten idealer Weise von jeder Regierung, die ihr Volk und seine Kultur liebt und sich ihm verpflichtet fühlt, geachtet und beachtet werden.

Erziehung


Erziehung hat die Aufgabe, erworbene Kultur zu erhalten und dem Nachwuchs zu vermitteln. Sie ist demzufolge Privileg der Eltern, der Staat soll diese Aufgabe nur dann übernehmen, wenn weder Eltern noch nahe Verwandte vorhanden sind, die sich dieser Aufgabe an Stelle der Eltern annehmen.
Um die Vermittlung möglichst verlustfrei zu erreichen, sollen die im Menschen vorhandenen Möglichkeiten, also seine Anlagen und Begabungen, geweckt, gefördert und entfaltet werden. Die Erziehenden bedürfen deshalb eines klaren Bildes von den im Menschen angelegten Möglichkeiten, soll dieses Unternehmen erfolgreich sein und die Anlagen zur Blüte und Reife bringen, obgleich sie nicht Pädagoge zu sein brauchen.

Unterricht


Unterricht hat die Aufgabe, durch getreue Vermittlung des von Dritten bereits gewonnenen und dargebotenen Wissens im Lernenden Verständnis zu bilden und Selbständigkeit in der Anwendung zu fördern. Unterricht ist als „Fortpflanzung des Wissens“ zu verstehen und diesem Sinn zu erteilen.
Weil Unterricht zum Lernen führen und geistige Energie mehren soll, muss Wissen und Fertigkeit systematisch aufgebaut werden. Es müssen Kenntnis- oder Fertigkeitslücken rechtzeitig erkannt und geeignete Maßnahmen gesetzt werden, um solche Lücken zu schließen. Dazu bedarf es weder der Benotung noch der Beurteilung, sondern umfassender lernkundlicher Kenntnisse im Unterrichtenden.

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Erstellt von: Helmut

Teil 2.2: Lehren oder Erziehen?


Es gab einmal in unserer Gesellschaft eine Art unausgesprochene Übereinkunft und gesellschaftliche Übereinstimmung:
Wer Kinder zur Welt bringt erzieht sie auch in "stillschweigender Anerkennung" der bestehenden Sitten. Danach unterrichten (staatlich bestallte) Lehrer sie (in Schulen) oder im Privatunterricht.
Eigentlich sorgte niemand (außer sie selbst) dafür, dass Eltern die Kinder "ordentlich" erziehen. Gewöhnlich reichte das, was man selbst im Elternhaus an Erziehung mitbekam, dass man später den eigenen Nachwuchs erziehen konnte. Dies war - zumindest bei den meisten "Kulturvölker" - fast immer von religiösen Werten und Gesetzen geprägt.
Danach wusste man offenbar, dass das Verhalten der Erwachsenen dem Kind als primärer Erziehungseinfluss, als Vorbild und Muster dient. Man wusste offenbar auch, dass man als Erwachsener Kindern gegenüber stets erziehend wirkt.
Andererseits sorgten die staatlichen Behörden dafür, dass Lehrer neben ihren Fachgebieten eine wenigstens grundlegende pädagogische Ausbildung erhielten - zumindest jene Lehrer, die "Pflichtschulkinder" zu unterrichten hatten. Bei Lehrern in mittleren und höheren Schulen legte man primäres Augenmerk auf ihre fachliche Qualifikation und überließ die menschlichen Aspekte ihrem Gespür oder Geschick. Dies reichte nicht immer zum Wohl der ihnen Anvertrauten, doch das wertete man gewöhnlich als vom Schüler "selbst verschuldet".

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Teil 2.1: Das "Arbeitskapital" des Pädagogen


Im Bewusstsein des Pädagogen darf kein Zweifel darüber bestehen, worin sein eigentliches "Arbeitskapital" besteht.

Es hat nichts mit Geld zu tun, und ist genau so wenig seine Strenge, wie es seine Großzügigkeit ist. Unbestritten sind diese Eigenschaften - weise eingesetzt - von großem Vorteil. Worin besteht dann sein Kapital?

In Wahrheit bringt der junge Mensch seine Bereitschaft mit und legt sie im vollen Vertrauen in die Hände des Pädagogen. Dies ist tatsächlich sein einziges Kapital. Der junge Mensch möchte Bildung erwerben und für dieses Ziel nach Kräften beitragen, mitwirken. Diese Bereitschaft ist das einzige Kapital des Pädagogen, er muss damit sorgsam umgehen. Wenn er dieses vergeudet, bleibt ihm nichts - außer Überredung, Belohnung, Strafe oder Gewalt.

Diese Bereitschaft ist "von Natur aus" in jedem jungen Menschen vorhanden, bis er von der erwachsenen Umwelt davon "überzeugt" wird, dass weder seine Bereitschaft erwünscht, noch seine Einzigartigkeit anerkannt sind. Wer daran zweifelt, hat leider noch nie das Glück erlebt, ein gesundes freies Kind beim Lernen zu beobachten.

Herkömmliche Methoden der Erziehung haben in Strenge, Zucht und Ordnung besondere Werte gesehen. Viel zu oft wurde damit die Einzigartigkeit junger Menschen gebrochen und durch "braven Gehorsam" ersetzt - die Weltliteratur legt dafür beredetes Zeugnis ab. Desinteresse oder Weigerung wurden als straf-würdige Persönlichkeitsmängel betrachtet, die "ausgetrieben" werden mussten. Und ein zum Nachgeben führendes Überreden oder Verspechen auf Belohung hat mit der natürlichen Bereitschaft nichts mehr zu tun. Damit entwickelt man eher eine Bereitschaft zur Prostitution.

In Wahrheit jedoch ist für jeden, der ausreichendes Verständnis des Menschen entwickelt hat, offensichtlich, dass solche Ablehnung nur (ungeschickte) Reaktion gegen die erfahrene Behandlung ist, mit der der junge Mensch nur seine Integrität schützen will, sie zu verteidigen sucht.

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Erstellt von: Helmut

Teil 2: Der Pädagoge und seine Bildung



Was ist ein Pädagoge?


Der Begriff "Pädagoge" in diesem Abschnitt bezeichnet eine in Pädagogik ausgebildete Person unabhängig von ihrem biologischem Geschlecht. In bestimmten Situationen kann es durchaus angebracht sein, von einer weibliche Person als Pädagogin zu sprechen, um sie von einer männlichen Person, einem Pädagogen, zu unterscheiden.

Im Allgemeinen ist mit "Pädagoge" die Berufsbezeichnung, -tätigkeit und -eigenschaft entsprechend ausgebildeter Personen beiderlei Geschlechts gemeint. Sowohl in der Ausbildung zum Beruf als auch in dessen Ausübung besteht kein Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Pädagogen.

Eine unerlässliche Bedingung für die Ausbildung zum Pädagogen sowie zur Ausübung des Berufes ist die grundsätzliche Einstellung der Person zum Menschen im Allgemeinen und zum heranwachsenden jungen Menschen im Besonderen.

Sowohl in der Ausbildung wie auch in der Berufsausübung ist der (angehende) Pädagoge Willens, durch geeignete Schritte dafür Sorge zu tragen, dass er diese Bedingung jederzeit erfüllt. Die (im Sinne einer neuen Lernkultur) ausreichende Ausbildung zum Pädagogen vermittelt Wissen, welche Maßnahmen geeignet sind, die persönliche Verfassung auf dem angestrebten Niveau zu erhalten oder sie zu erlangen.

Wer sich nicht fähig oder in der Lage fühlt, jedem jungen Menschen ein wohlwollender erwachsener Freund zu sein, der nur die optimale Entwicklung der Persönlichkeit der ihm Anvertrauten anstrebt und dies auch in der Praxis zu tun und einzuhalten, sollte davon absehen, diesen Beruf zu erlernen und ihn auszuüben.

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Erstellt von: Helmut

Teil 1.5, Wesentliches rund um Schule


Im Bereich Schule spielen zwei Begriffe eine prominente Rolle, die weithin missverstanden sind und viel zu oft falsch - das heißt so, dass sie nicht das Gewünschte erzielen, - angewendet werden. Es geht hier um die Begriffe Disziplin und Sitten.
Doch bevor wir diese Begriffe näher betrachten, sei der Zweck der Schule noch ergänzend erwähnt:
In Folge 4 dieser Reihe wurde Schule in erster Linie mit Bildung - genauer gesagt, mit Allgemeinbildung - von jungen Menschen verknüpft. Alles dort Gesagt trifft natürlich auch gleichermaßen auf Ausbildung zu, und natürlich gibt es auch Schulen, deren primärer Zweck die Ausbildung (oder Berufsbildung) junger Menschen ist.
Ausbildung ist das (selbstbestimmte) Erwerben von sach- oder fachbezüglichem Wissen und Entwickeln einschlägiger Fertigkeiten eines abgegrenzten Gebietes, z.B. zur beruflichen Qualifikation.
Ausbildung ruht auf der dem Menschen eigenen Bestrebung, etwas zu bewirken und soll befähigen, durch Einsatz der Kräfte das Angestrebte auch zu erreichen.
Ausbildung ist so vielfältig wie das Spektrum der Berufe; es könnte buchstäblich für jeden Beruf eigene Schulen geben, doch eine neue Lernkultur schließt Universitäten (und Hochschulen) nicht in den dargelegten Begriff "Schule" ein, sondern betrachtet sie als eine eigene Kategorie von Forschungs- und Lehranstalten. Natürlich wäre es gut, wenn auch solche Anstalten wesentliche Aspekte einer neuen Lernkultur integrierten, doch dieses Manifest betrifft allgemein die Bildung aller jungen Menschen des Volkes.

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Teil 1.4, Schule: Sinn und Zweck


Die kurze Begriffserklärung zu "Schule", wie sie in Folge 3 gegeben wurde, reicht nicht aus, um die Rolle der Schulen einer neuen Lernkultur zu erfassen.
Schon im ursprünglichen Begriff (das altgriechische "schole" = Muße) lässt sich eine klare Unterscheidung zwischen "lernen" und "arbeiten" erkennen. Auch die (gesellschaftliche) Einsicht und das Bestreben, dem Lernenden die Zeit zuzubilligen, die er für seine Absicht, etwas Bestimmtes zu lernen braucht, lässt sich daraus ableiten. Wir sollten hier nicht außer Acht lassen, dass dieser Begriff von einer (sehr frühen) Gesellschaft aufgrund der in ihr herrschenden Praxis geprägt wurde. Es war eine von Herrschenden geformte Gesellschaft, die Pädagogen als Sklaven (d.h. unfreier Slawe) hielt.
Und wir sollten nicht vergessen, dass zur Zeit, da dieses Wort in unsere Sprache aufgenommen wurde, in unserer Gesellschaft Kinderarbeit durchaus zum Alltag gehörte. Der Grundgedanke "Muße dem Kinde!" war also durchaus eine unerhörte Erneuerung und gewaltiger Fortschritt zur Humanität.
Schule wie wir sie heute kennen, besteht erst seit wenigen hundert Jahren und geht - zumindest in Österreich - auf Kaiserin Maria Theresia zurück. Sie erkannte wohl das Potential der Jugend und ihren Wert für das Wohlergehen des ganzen Volkes und verfügte Unterrichtspflicht und Schulpflicht.

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Teil 1.3, Bildung: Lehren, unterrichten, Schule


Lehren ist die Aktivität, (einen) studierenden Menschen einen Weg zu bereiten, auf dem dieser die gewünschte Veränderung (zum Besseren, zu größerer Herrschaft) erzielen wird. Es ist Menschen einen Weg weisen, sie führen, anleiten, um selbst (eigenes) Wissen zu erwerben.
Das Wort bedeutet aus sprachgeschichtlicher Sicht "(durch Nachspüren) wissend machen" und ist demnach bedeutend mehr als bloß einem einzelnen oder einer Gruppe von Menschen "Stoff vorzutragen".
Der Begriff "wissen" (sowohl als Nomen als auch als Verb) wurde in den vorausgegangenen Teile bereits mehrfach benützt, ohne dass er näher erörtert worden wäre. In jenen Teilen reichte das übliche, verbreitete Verständnis des Wortes, doch im Zusammenhang mit dem Begriff "lehren" in einer neuen Lernkultur wird es erforderlich, es genauer zu betrachten.

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Teil 1.2, Bildung: lernen und studieren


Bildung ist das (selbst bestimmte) Erwerben von Allgemeinwissen und Fertigkeiten, die für alle Situationen des Lebens bereichern und befähigen, in der Gesellschaft bestehen zu können und Aufgaben verantwortlich in ihr wahrzunehmen. Auch das so erworbene Wissensgut wird als Bildung bezeichnet.
Faktenwissen ohne Bezug auf das Leben und andere Kulturbereiche kann nicht als Bildung gelten - denn wie glücklich kann der Mensch sein, der als lebendes Lexikon durch die Welt geht und sich unfähig erweist, sein Wissen zur Lösung von Problemen und Konflikten des Alltages zu nützen?
Zwangsweise erteilter Unterricht kann kaum oder nur recht selten zu wahrer Bildung führen, nämlich nur dann, wenn der so gebildete Mensch im vollen Verständnis des Geschehens diesem zustimmt und aus eigener Bestimmung mitmacht. Gewöhnlich kann - vor allem bei Kindern - davon keine Rede sein, weil Eltern und Kinder gleichermaßen von der falschen Vorstellung ausgehen, dass dieser Unterricht gesetzlich verordnet wäre und unausweichlich sei.
Es scheint offensichtlich, dass Bildung im oben genannten Sinn ohne zu lernen nicht erworben werden kann. Aus welchem Grund auch immer, doch gerade der Begriff des Lernens ist eines der großen Themen, die in unserer Kultur ziemlich kontroversiell und unverstanden scheinen.

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Erstellt von: Helmut

Teil 1.1: Abgrenzung der Begriffe


Warum das denn, fragen Sie sich?
Wir leben in einer Zeit, da Wissenschaft ungemein hohen Wert hat und all zu oft den Anspruch erhebt, den Menschen eines Besseren zu belehren. Es ist, als gäbe es nur eine Wahrheit, die alles andere regiert, und diese eine Wahrheit wird von der Wissenschaft verkündet. Nicht, dass ich Wissenschaft gering schätzten - aber mit der Idee von der absoluten Wahrheit kann ich mich partout nicht anfreunden - und dies vor allem nicht im Bereich der Pädagogik.
Die wohl am weitesten gediehene Wissenschaft scheint mir heute die Physik - zumindest in einigen Bereichen - zu sein. Dem gegenüber scheinen mir am wenigsten fundiert die sogenannten Geisteswissenschaften zu sein. Doch gerade in diesem Bereich gibt es offenbar die meisten "Wahrheiten", die auf nichts anderes als autoritäre Meinung gründen. (Vielleicht interessiert Sie in diesem Zusammenhang mein Artikel zum Thema "Geist"? Lesen Sie hier: Eine Geschichte des menschlichen Geistes)
Pädagogik ging in unserer Zeit praktisch verloren, sie wird weder gelehrt noch praktiziert. Doch setzt man heute alles dran, Lehrpersonal vom Kindergarten bis zu den Pflichtschulen in sogenannten pädagogischen Hochschulen bilden zu lassen. Man setzt wohl voraus, dass an solcher Art Hoher Schule die Wahrheit "und nichts als die Wahrheit" über Kindesführung unterrichtet würde.

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